Nierensteine

Am häufigsten treten Nierensteine zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. 7% der Frauen und 20% der Männer in Industriestaaten sind einem erhöhten Risiko, an Nierensteinen zu erkranken, ausgesetzt. Das Risiko eines Wiederauftretens von Nierensteinen bei zuvor Erkrankten beträgt 60%.

Chirurgen Team Operation Behandlungsfehler

Medizinische Indikation

Nierensteine entstehen, wenn Stoffe wie Kalzium, Oxalat, Phosphat oder Harnsäure eine zu hohe Konzentration im Harn erreichen. Am häufigsten entwickeln sich Kalzium-Oxalat-Steine. Zu den weiteren Nierensteinarten, die sich bilden können, gehören u. a. Kalzium-Phosphat-Steine, Harnsäuresteine sowie bei Entzündungen sogenannte Struvitsteine.

 

Aufgrund von

 

  • Flüssigkeitsmangel,
  • Ernährungsgewohnheiten,
  • Stoffwechselkrankheiten,
  • Mangel an körperlicher Bewegung (durch Knochenabbau mit Kalziumfreisetzung) und/oder
  • Entzündungen

 

können Nierensteine auftreten.

 

Die meisten aus Kalziumsalzen bestehenden Steine sind oft nicht größer als ein Reiskorn. Allerdings können sie auf einen Durchmesser von mehreren Zentimetern anwachen; im schlimmsten Fall füllen sie das gesamte Nierenhohlsystem aus.

 

Abhängig von ihrer Größe, Form und Position verursachen sie unterschiedliche Symptome. Kleine Steine mit einem Durchmesser von bis zu 4 Millimetern bzw. griesartige Körner lassen sich zumeist durch größere Trinkmengen ausspülen. Bei einer schwerwiegenden Symptomatik wie anhaltenden Nierenkoliken oder Harnleiterverschluss ist häufig ein operativer Eingriff indiziert, um einer Schädigung der Nieren und Harnwege vorzubeugen. Gründe, die eine Operation notwendig machen, sind u. a.:

 

  • der Durchmesser der Steine überschreitet 8 mm,
  • die Koliken sind medikamentös nicht kontrollierbar,
  • Harnstau,
  • Harnleiterverschluss,
  • Harnwegsinfekte,
  • Kombination aus Harnstau und Infektion, die das Eindringen von Bakterien in den Blutkreislauf begünstigt und eine lebensbedrohliche Urosepsis auslösen kann, und/oder
  • Funktionsverlust der Nieren durch Bildung von Schrumpfnieren.

Behandlung und Therapie

Bei einem Verdacht auf Nierensteine wird der behandelnde Arzt eine umfassende Differentialdiagnostik vornehmen, um Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik (wie z. B. Gallensteine, gynäkologische Beschwerden, Blinddarmentzündung, Darmverschluss) auszuschließen. Neben der Untersuchung von Blut und Urin werden verschiedene bildgebende Verfahren, wie Ultraschall (Sonografie), Computer- oder Kernspintomografie, eingesetzt.

 

Falls keine operative Entfernung der Nierensteine indiziert ist, wird eine konservative Behandlung eingeleitet, die einen Abgang der Nierensteine unterstützen soll. Maßnahmen, die bei einer konservativen Behandlung eingeleitet werden, sind u. a.

 

  • Schmerzlinderung mittels Vollbädern, Wärmeflaschen, Wärmekissen und/oder feucht-warme Umschläge,
  • Steigerung der körperlichen Bewegung,
  • Steigerung der Flüssigkeitszufuhr und/oder
  • eine medikamentöse Therapie zur Auflösung der Nierensteine.

Operation

Es gibt die unterschiedlichsten operativen Methoden, um Nierensteine zu entfernen.

Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie

 

Bei dieser Methode werden Nieren- und Harnleitersteine mit Hilfe von akustischen Druckwellen (Stoßwellen) in kleinste Teile zertrümmert, so dass sie spontan über den Urin ausgeschieden werden können. Die schmerzarme Methode kann im gesamten Harntrakt angewendet werden und eignet sich eher für kleinere Steine. Da die Stoßwellen auch das Nierengewebe schädigen, scheiden die Patienten nach der Behandlung Blut über den Urin aus (Hämaturie).

Endoskopische Operationen

 

Bei den endoskopischen Operationen stehen dem Chirurgen verschiedene Zugangsmöglichkeiten zur Verfügung – über die Harnröhre und Harnblase oder über einen kleinen Schnitt unterhalb der 12. Rippe.

 

Zugang über Harnröhre und Harnblase

 

Über die Harnröhre und die Harnblase wird ein Ureteroskop mit einem Durchmesser von 3 mm bis 4 mm in die Harnleiter bzw. bis in die Niere eingeführt. Das mit einer Lichtquelle und einer kleinen Kamera ausgestattete Endoskop überträgt Bilder der Harnleiter bzw. der Niere auf einen externen Monitor. Unter endoskopischer Sicht zerkleinert der Chirurg mit einer Lasersonde die Steine und entfernt diese mit entsprechenden endoskopischen Instrumenten wie kleinen Zangen und Fangkörbchen.

 

Zugang über Hautschnitt seitlich unterhalb der 12. Rippe

 

Wenn die Größe von Nierensteinen einen Durchmesser von einem Zentimeter überschreitet, werden sie zumeist unter Vollnarkose mittels minimalinvasiver perkutaner Nephrolitholapaxie (Mini-PNL) endoskopisch entfernt. Über einen kleinen Hautschnitt seitlich unterhalb der 12. Rippe wird mit Hilfe einer Punktionsnadel ein dünner Kanal bis zur Niere angelegt. Anschließend wird ein sogenanntes Nephroskop in die Niere eingeführt und die Nierensteine mittels Laser in feinsten Staub zerlegt und ausgespült.

Chirurgische Steinentfernung

 

Aufgrund der zur Verfügung stehenden endoskopischen Operationsmethoden werden nur in sehr seltenen Fällen Nierensteine in offenen Operationen entfernt. Beispielsweise ist eine offene Operation indiziert, wenn große Steine das Nierenhohlsystem komplett ausfüllen.

Risiken und Komplikationen

Auch wenn zuweist minimalinvasive Verfahren zur Entfernung von Nierensteinen zum Einsatz kommen, sind diese u. a. mit den folgenden Risiken und Komplikationen verbunden:

 

  • Verletzung von Organen im Operationsbereich,
  • Blutungen, Nachblutungen, Blutergüsse,
  • Nervenverletzungen, die u. a. Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühl bedingen können,
  • Infektionen,
  • Wundheilungsstörungen,
  • Verwachsungen (Adhäsionen),
  • überschießende Narbenbildung (Keloid),
  • Koliken, die durch Festsetzung von Steinen oder Bruchstücken in den Harnleitern entstehen,
  • Harnstau und/oder
  • eine Schädigung der Harnröhre durch Legung eines Blasenkatheters.