Leukämie

Pro Jahr erkranken in Deutschland insgesamt etwa 11.500 Menschen an Leukämie, wobei die Mehrheit der Patienten älter als 60 Jahre ist (nur 1/3 der Erkrankten ist unter 60 Jahre alt).

Medizinische Indikation

Leukämie ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Krebserkrankungen des blutbildenden Systems (daher auch die Bezeichnung „Blutkrebs“), bei denen sich entartete (d. h. noch nicht ausgereifte, funktionsunfähige) weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren. Am häufigsten treten die 4 nachstehend genannten Formen der Leukämie auf.

 

Bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) und der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) entarten die Vorläuferzellen der Lymphozyten, die als Bestandteile des Immunsystems eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Viren, Bakterien etc. spielen.

 

Bei der chronisch myeloischen Leukämie (CML) und der akuten myeloischen Leukämie (AML) sind bestimmte (blutbestandteilbildende) Stammzellen im Knochenmark von der Fehlfunktion betroffen.

 

Die chronischen Leukämien (CLL und CML) entwickeln sich über Jahre und äußern sich vor allem im Anfangsstadium kaum durch körperliche Beschwerden. Auftretende allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Leistungsminderung sind sehr unspezifisch, so dass die chronischen Leukämien meist nur zufällig diagnostiziert werden.

 

Die akuten Leukämien (ALL und AML) zeichnen sich dagegen u. a. durch folgende Symptome aus:

 

  • Leistungsminderung,
  • Müdigkeit,
  • Gewichtsverlust,
  • anhaltendes Fieber,
  • nächtliches Schwitzen,
  • Lymphknotenschwellung,
  • Leber- und/oder Milzvergrößerung,
  • allgemeine Anzeichen einer Blutarmut (Anämie), wie z. B. Herzrasen, Schwindel, Blässe, Luftnot,
  • verstärkte Blutungsneigung aufgrund verminderter Blutplättchenbildung (z. B. Zahnfleisch- oder Nasenbluten),
  • Hämatome,
  • vermehrte Infekte,
  • Zahnfleischwucherungen und/oder
  • Hautausschläge.

Behandlung und Therapie

Diagnosemaßnahmen

 

Die Blutkrebs-Diagnose kann sich auch bei Auftreten mehrerer der o. g. Symptome verzögern, da diese bei vielen anderen Erkrankungen ebenfalls auftreten können. Dies trifft insbesondere auf die chronischen Leukämien – aufgrund ihrer häufig jahrelang bestehenden Symptomfreiheit – zu.

 

Besteht jedoch der Verdacht, dass der Patient an Leukämie erkrankt ist, wird zunächst mittels Blutuntersuchung und Knochenmarkspunktion (Gewebeentnahme aus dem Inneren des Knochens) geprüft, ob typische Veränderungen im Blut oder im Knochenmark des Patienten vorhanden sind, die den Anfangsverdacht bestätigen.

 

Weitere Untersuchungen, wie Röntgen des Brustkorbes, Computertomographie, die Untersuchung anderer innerer Organe oder die Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit mittels Lumbalpunktion, geben Aufschluss über Art und Stadium der Leukämie.

Behandlungsphasen

 

Behandelt wird Leukämie meist in 3 Phasen:

 

Während der Induktionsphase sollen möglichst alle kranken Zellen zerstört werden, damit die Symptome der Krankheit abklingen.

 

Darauf folgt die Konsolidierungsphase, in der die ggf. verbliebenen Krebszellen, welche mittels Blut- und Knochenmarkproben aufgespürt werden können, vernichtet werden.

 

Die Erhaltungsphase dient dazu, die Behandlungsergebnisse zu stabilisieren und um Rezidiven (Rückfällen) vorzubeugen, und ist recht individuell gestaltet.

Behandlungsmaßnahmen

 

Vor allem durch den Einsatz von Zytostatika in Tablettenform oder als Infusion (Chemotherapie) soll eine Vernichtung der Krebszellen erreicht werden. Neben der Chemotherapie werden aber auch andere Therapiemaßnahmen, wie Strahlen– oder Antikörpertherapie sowie Blutstammzell– oder Knochenmarktransplantation, zur Bekämpfung der Krebszellen eingesetzt.

 

Bevor eine Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation durchgeführt werden kann, muss der Körper des Patienten vorbereitet werden. In dieser sog. Konditionierungsphase ist es notwendig das Immunsystem des Patienten zu unterdrücken, damit die Spenderzellen angenommen werden können. Dies wird mittels Chemo- und/oder Strahlentherapie erreicht, in deren Folge zudem das kranke Knochenmark des Patienten zerstört wird. Im Anschluss an diese Vorbereitungsphase wird die Transplantation durchgeführt. Hierbei wird das Transplantat (die Spenderzellen) über einen Venenkatheter direkt in den Blutkreislauf des Patienten übertragen, wo es sich selbst den Weg in den Knochen bahnt und nach etwa 10 Tagen mit der Produktion der neuer Blutzellen beginnt. Bei diesem Prozess werden die Reste des alten Knochenmarks von den neuen Spenderzellen zerstört und langsam durch das neue Immunsystem ersetzt.

 

Der Einsatz von Antibiotika oder anderer Medikamente dient u. a. der vorbeugenden Bekämpfung von schweren Infekten sowie Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Übelkeit und Erbrechen), die häufig als Nebenwirkungen der verschiedenen Therapien auftreten können.

Risiken und Komplikationen

Die Risiken einer Chemotherapie sind vielfältig, weil je nach Art und Stadium der Erkrankung die unterschiedlichsten Zytostatika zur Bekämpfung der Krebszellen eingesetzt werden. Zudem werden bei der Chemotherapie auch gesunde Körperzellen angegriffen, was eine Schwächung des Immunsystems zur Folge hat. Auch bei der Strahlentherapie sind die Risiken bzw. Nebenwirkungen von verschiedenen Faktoren, wie z. B. der Schwere der Erkrankung, des Allgemeinzustandes des Patienten oder der Strahlendosis, abhängig. Eine Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation ist für das Immunsystem des Patienten ebenfalls sehr belastend. Bis dieses sich von der Therapie erholt hat, vergeht meist mindestens 1 Jahr. Vor allem in der Zeit kurz nach der Transplantation sind Patienten oft anfällig für Infektionen. Die Risiken und Komplikationen, die bei den verschiedenen Therapieformen auftreten können, ähneln sich weitestgehend, so dass sich bei allen Behandlungsmaßnahmen u. a. folgende Symptome verwirklichen können:

 

  • Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Durchfall, Erbrechen),
  • Kopfschmerzen,
  • Blutgerinnungsstörungen,
  • Infektionen,
  • Unfruchtbarkeit,
  • Appetitlosigkeit,
  • Müdigkeit und Erschöpfung,
  • Atemnot,
  • Haarausfall,
  • Fieber,
  • schmerzhafte Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut,
  • Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber fremden Stammzellen bei Transplantationen (sog. Graft-Versus-Host-Disease, kurz GVDH, übers.: „Transplantat-gegen-Wirt-Krankheit“).

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