Verrenkung (Luxation)

Die Fehlerquote bei der Behandlung von Schulterläsionen bzw. Schulterverletzungen ist gestiegen. Während im Jahr 2014 noch 17 von 179 Fällen behandlungsfehlerhaft waren – etwa 10% der Fälle – , konnte die MDK-Gemeinschaft für das Jahr 2015 bereits eine Fehlerquote von über 21% verbuchen – in 40 von 189 Fällen waren Behandlungsfehler feststellbar.

ausgerenkte Schulter, Verrenkung, Schulterverletzung

Medizinische Indikation

Bedingt durch einen Sturz oder durch eine andere Form der Krafteinwirkung springen bei einer Verrenkung (Luxation) Gelenkköpfe aus ihren Gelenkpfannen. Diese Art der Verrenkung wird als traumatische Luxation bezeichnet. Im Gegensatz dazu kann eine Luxation auch infolge genetisch bedingter Gelenkinstabilität (schwache Bänder, weiches Bindegewebe) auftreten. Diese wird in der Fachsprache als habituelle Luxation bezeichnet.

 

Da das Schultergelenk das beweglichste Gelenk des Menschen darstellt, ist es am häufigsten von einer Luxation betroffen.

 

Gelenke, die von einer Luxation betroffen sein können, sind

 

  • Schultergelenk,
  • Ellenbogengelenk,
  • Kniescheibe (Patella),
  • Hüft-, Sprung- oder Fingergelenke (eher selten).

 

Wenn der Gelenkkopf und die Gelenkpfanne einander nicht mehr berühren, dann liegt eine vollständige Luxation vor. Besteht noch ein Kontakt zwischen den Knochenenden, dann handelt es sich um eine Subluxation. Zudem kann es bei einer Luxation zu einem Bruch einer der beteiligten Knochen kommen.

Behandlung und Therapie

Da eine Luxation sehr schmerzhaft ist, werden Patienten zumeist unter Schmerzmedikation körperlich untersucht. Wesentlich bei der Untersuchung ist die Überprüfung der Gelenkposition, Durchblutung, Motorik und Sensorik. Mittels einer Röntgenaufnahme des betroffenen Gelenks lassen sich das Ausmaß der Luxation und begleitende Verletzungen (Bänderrisse, Nervenschäden etc.) genau feststellen.

 

Wenn keine gravierenden Begleitverletzungen vorliegen, kann das sogenannte Einrenken (Reposition) durch den Arzt manuell erfolgen. Vorab wird entweder ein ausreichend dosiertes Schmerzmittel und ein Muskelrelaxans verabreicht bzw. eine kurze Narkose gesetzt, da die Reposition einer Luxation mit Schmerzen verbunden ist.

 

Nach erfolgter Reposition wird das betroffene Gelenk mit Hilfe von Verbänden oder Gipsschienen für 1 bis 3 Wochen ruhig gestellt. Vor und nach jeder Reposition müssen die Durchblutung, Motorik und Sensibilität überprüft werden. Des Weiteren werden zur Kontrolle Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen angefertigt.

 

Um Schmerzen und Schwellungen zu lindern, werden im Rahmen einer medikamentösen Therapie Schmerzmittel und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) oral verabreicht.

 

Ergänzend kann eine physikalische Therapie dabei helfen, Schmerzen zu lindern und betroffene Muskelgruppen zu kräftigen.

 

Bestandteile einer physikalischen Therapie sind

 

  • lokale Kühlung,
  • Bewegungsübungen,
  • Bewegungsbad und
  • spezielle krankengymnastische Techniken.

Operation

Wenn bei einer Luxation auch Gefäße, Nerven oder Bänder verletzt wurden, ist eine Operation unumgänglich. Auch bei einem Luxationsbruch oder bei einer Luxation, die sich nicht manuell einrenken lässt, ist eine Operation erforderlich.

 

Abhängig von dem betroffenen Gelenk kommen verschiedene Operationsverfahren in Betracht. Grundsätzlich unterscheidet man hierbei zwischen offenen und arthroskopischen Verfahren (Arthroskopie = Gelenkspiegelung).

 

Am häufigsten wird eine Operation an der Schulter durchgeführt, da hier die meisten Luxationen passieren. Wenn der Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne springt, können auch Einrisse an der Gelenkkapsel auftreten. Häufig reißt die Gelenklippe (Labrum glenoidale) ab.

 

Die Bankart-Operation ist das Operationsverfahren, welches standardmäßig bei Schulterluxationen durchgeführt wird. Über 2 bis 3 kleine Hautschnitte wird ein Arthroskop eingeführt, das als Arbeitskanal dient. Mit Hilfe der über diesen Kanal eingeführten Mini-Kamera werden die verletzten Knochenstrukturen genau untersucht und entsprechend operativ behandelt. Primäres Ziel ist es, die abgerissene Gelenklippe mittels spezieller Implantate aus Titan oder bioresorbierbaren Materialien wieder zu fixieren. Gerissene Bänder und die überdehnte Gelenkkapsel werden gegebenenfalls gestrafft. Bei Bedarf kann die Operation auch offen über einen Hautschnitt von bis zu 15 cm Länge durchgeführt werden.

Risiken und Komplikationen

Gelenkoperationen, die infolge einer Luxation durchgeführt werden müssen, bergen – wie alle operativen Eingriffe – allgemeine und spezielle Risiken.

 

Allgemeine Risiken

 

  • Nachblutung,
  • Hämatombildung,
  • Wundheilungsstörung,
  • Infektion,
  • Thrombose,
  • Lungenembolie,
  • Verletzung von Gefäßen und Nerven

 

Spezielle Risken

 

  • Bewegungseinschränkungen (vor allem Rotation),
  • Arthrose als Spätfolge,
  • Verzögerung der Knochenheilung,
  • Pseudarthrose (Falschgelenkbildung),
  • Komplikationen bei Implantaten: fehlerhafte Positionierung, Materialbruch, Lockerung und/oder Allergie

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