Gastrointestinale Blutung (Hämatochezie, Meläna)

In der klinischen Praxis treten gastrointestinale Blutungen häufig auf und das Krankheitsrisiko nimmt in höherem Alter zu. Dabei werden 90% der Blutungen im oberen und 10% im unteren gastrointestinalen Bereich lokalisiert. Ulkusblutungen (d. h. Geschwürblutungen) sind mit 35 % die häufigste Ursache für Blutungen im oberen gastrointestinalen Bereich. Im unteren gastrointestinalen Bereich treten Blutungen zu 80% aufgrund von Hämorrhoiden auf.

Gastroskop, Koloskop, Magenspiegelung, Darmspiegelung, Koloskopie, Gastroskopie

Medizinische Indikation

Befindet sich Blut im Stuhl ist dies ein Anzeichen dafür, dass irgendwo im Verdauungstrakt (gastrointestinal), welcher vom Mund-Rachen-Raum über die Speiseröhre, den Magen und den Darm bis hin zum After reicht, eine Blutung aufgetreten ist. Dabei zeigen Farbe und Beschaffenheit des beigemischten Blutes mögliche Quellen der Blutung an.

 

Bewirkt die Beimischung von Blut eine schwarze Färbung, wird der Stuhl als Teerstuhl oder Meläna bezeichnet. Ursächlich für die schwarze Färbung ist Hämatin, ein Stoff der u. a. durch die Reaktion von Hämoglobin und Magensäure entsteht. Die Quelle der Blutung im Verdauungstrakt liegt hier oft oberhalb des Dünndarms.

 

Ist dem Stuhl helles oder dunkelrotes (d. h. relativ frisches) Blut beigemischt oder streifenförmig aufgelagert, wird dies als Hämatochezie bezeichnet. Die Blutungsquelle liegt in den meisten Fällen im mittleren und unteren Verdauungstrakt.

Obwohl die Farbe des Blutes im Stuhl meist auf den Ort der Blutung verweist und einen Ansatzpunkt dafür liefert, wo nach dieser Blutung gesucht werden muss, können die Blutungsquellen unter bestimmten Voraussetzungen abweichen. So wird z. B. Hämoglobin bei einem längeren Kontakt mit Darmbakterien ebenfalls in Hämatin zersetzt; bei langsamer Verdauung kann daher eine Blutung im unteren Verdauungstrakt nicht ausgeschlossen werden. Ähnlich kann bei einer Blutung im oberen Verdauungstrakt z. B. eine Hämatochzie dadurch hervorgerufen werden, wenn die Magensäureproduktion durch entsprechende Medikamente gehemmt wird.

 

Letztlich besteht auch die Möglichkeit, dass sich Blut im Stuhl befindet, ohne dass dieses sichtbar ist, was dann als okkultes Blut im Stuhl bezeichnet wird. Diese Art kann z. B. zufällig im Rahmen einer Grunduntersuchung nachgewiesen werden.

Von harmlosen Erscheinungen, wie Hämorrhiden, über Hautinfektionen am After bis hin zu verschiedenen Krebserkrankungen, wie z. B. Darm- oder Magenkrebs: Die Ursachen für Blut im Stuhl können sehr vielfältig sein. U. a. müssen folgende Erkrankungen diagnostisch abgeklärt werden, wenn ein Patient Blut im Stuhl hat:

 

  • Hämorrhiden,
  • Mastdarmerkrankungen,
  • Hautinfektionen am After,
  • Magenschleimhautentzündung,
  • Magen- oder Darmgeschwüre,
  • Arzneimittelunverträglichkeiten,
  • Morbus Crohn,
  • Colitis ulcerosa,
  • Divertikulitis oder Divertikulose,
  • verschiedene Krebserkrankungen des Verdauungstraktes (Magen-, Darm-, Speiseröhrenkrebs),
  • ein nervöser Darm,
  • Leberzirrhose, chronische Leberentzündung,
  • Darminfektionen oder Reisedurchfall (z. B. Cholera, Typhus, Ruhr),
  • angeborene Gefäßschwäche, Blutgerinnungsstörung, Bluterkrankheit oder Mangel an Blutplättchen,
  • Analfissuren.

Ebenso vielseitig wie die Erkrankungen, die bei Blut im Stuhl in Frage kommen, sind die weiteren Symptome, die neben dem Hauptsymptom auftreten können, so z. B.

 

  • Juckreiz am After,
  • schmerzhafter Stuhlentleerung,
  • Verdauungsstörungen,
  • Schmerzen in der Bauchmitte oder im Unterbauch,
  • Schwächegefühl oder Ohnmacht,
  • Durchfall,
  • Verstopfung,
  • Blutarmut,
  • Schleim im Stuhl,
  • Magenbeschwerden,
  • veränderte Stuhlkonsistenz,
  • Appetitlosigkeit und/oder
  • Gewichtsverlust.

Behandlung und Therapie

Bei Blut im Stuhl sollte als erstes immer ein Arzt aufgesucht werden, um die genaue Erkrankung differentialdiagnostisch abzuklären.

 

Erste Aufgabe des Arztes ist es, herauszufinden, wo sich die Blutung befindet und ob sie akut ist. Wurde eine aktive Blutung festgestellt, müssen ggf. Maßnahmen getroffen werden, die einer Blutarmut (Anämie) vorbeugen bzw. entgegenwirken. Dies erfolgt indem die Blutung gestoppt bzw. bei bereits fortgeschrittenem Blutverlust das fehlende Blutvolumen (z. B. durch Blutersatzmittel oder Transfusionen) ausgeglichen wird. Erst danach setzt die Behandlung zur Beseitigung oder Besserung der ursächlichen Erkrankung ein. Die Krankheitsgeschichte des Patienten bietet dabei Anhaltspunkte zu den Risikofaktoren für bestimmte Blutungsquellen. Folgende Untersuchungsmethoden werden zur Lokalisierung und ggf. sofortigen Behandlung einer akuten Blutung verwendet:

 

Mittels einer Magen- oder Darmspiegelung können die meisten Ursachen einer Blutungsquelle ausfindig gemacht werden. Bei der sog. Gastroskopie (Magenspiegelung) wird ein Endoskop über den Mund eingeführt – hierbei ist eine Untersuchung der Speiseröhre bis zum Zwölffingerdarm möglich. Bei der sog. Koloskopie (Darmspiegelung) erfolgt die Untersuchung mittels Endoskop dagegen über den Enddarm, so dass der Dickdarm sowie der Dünndarm nach Blutungsquellen abgesucht werden kann.

 

Die Doppelballon-Enteroskopie (DBE) wird angewandt, um eine genauere Untersuchung des Dünndarms vornehmen zu können. Hierbei werden zwei am Endoskop befestigte Ballons abwechselnd aufgeblasen, damit sich dieses in den Dünndarm besser vorarbeiten kann. Die DBE erfolgt meist in 2 Teilen – über den Mund zur Untersuchung des oberen Teils des Dünndarms und über den Anus zur Untersuchung des unteren.

 

Gefäßverschlüsse als Ursache einer Blutungsquelle können mithilfe von Ultraschallverfahren erkannt werden.

 

Aktive Blutungen können auch durch nuklearmedizinische Verfahren und selektive Arteriographie nachgewiesen werden.

 

Liegt der Verdacht nahe, dass die Blutung durch Krankheitserreger verursacht wird, geben Stuhl- und Blutproben Auskunft über die Art des Erregers.

Um aktive Blutungen zu stoppen, werden vor allem Mittel und Methoden, wie z. B.

 

  • der Einsatz von Hämoclips,
  • die Injektion mit einer Adrenalinlösung oder von Fibrinkleber,
  • die Laserbehandlung,
  • die Gummibandligatur oder
  • das minimalchirurgische Umstechen,

 

angewandt, die das Abklemmen, Zusammenziehen oder Veröden von Blutgefäßen zum Ziel haben.

Ist die aktive Blutung gestillt, werden die ursächlichen Erkrankungen behandelt.

 

Die weniger schwerwiegenden Erkrankungen, wie Hämorrhiden, werden u. a. dadurch behandelt, dass Patienten empfohlen wird, eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung einzuhalten, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie eine regelmäßige körperliche Bewegung zu achten und den Genuss von Alkohol/Tabakwaren sowie Stress zu vermeiden.

 

Chronisch-entzündliche Erkrankungen, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, werden – je nach Auftreten der Entzündungsherde – u. a. mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt.

 

Bei (Magen-)Geschwüren wird u. a. auf Medikamente zurückgegriffen, die die Produktion von Magensäure hemmen.

 

Darminfektionserkrankungen, wie Cholera und Typhus, werden mittels Antibiotika behandelt.

 

Darmpolypen werden in der Regel chirurgisch entfernt, da sich aus ihnen oft Karzinome entwickeln.

 

Bereits vorhandene Karzinome des Verdauungstraktes werden oftmals erst operativ entfernt und dann mithilfe von Chemo- und/oder Strahlentherapie behandelt.

Risiken und Komplikationen

Aufgrund der Vielzahl der Erkrankungen, die bei Blut im Stuhl zutage treten können, gibt es naturgemäß auch eine große Anzahl an Risiken, die mit den entsprechenden Behandlungsmethoden einhergehen. Allgemeine Risiken operativer Eingriffe, wie z. B.

 

  • Infektionen und Wundheilungsstörungen,
  • Nachblutungen,
  • Thrombose und
  • Verletzungen durch das chirurgische Gerät,

 

und allgemeine Risiken, die mit der Gabe von Medikamenten verbunden sind, wie z. B.

 

  • Übelkeit,
  • Juckreiz und
  • andere Unverträglichkeitsreaktionen,

 

können bei den verschiedenen Erkrankungen und Therapieverfahren auftreten.

Aber auch bei den Diagnoseverfahren zur Feststellung der Blutungsquelle bestehen behandlungsspezifische Risiken. So gehören beispielsweise die Magen- bzw. Darmspiegelung zwar zu den risikoarmen Untersuchungs-/Behandlungsmethoden, jedoch können neben einfachen Beschwerden, wie z. B. Blähungen, auch schwere Komplikationen auftreten.

 

Bei einer Magenspiegelung besteht u. a. das Risiko

 

  • von Schäden am Gebiss,
  • Herzrhythmusstörungen,
  • Verletzungen der Schleimhaut und/oder
  • der Perforation der Speiseröhren-, Magen- oder Zwölffingerdarmwand,

 

Bei einer Darmspiegelung besteht u. a. das Risiko

 

  • von leichten Blutungen im Darm,
  • Kreislaufproblemen,
  • Unverträglichkeiten gegen die ggf. verwendeten schmerzstillenden Medikamente und Beruhigungsmittel und/oder
  • Darmwandschädigungen.

 

Im Hinblick auf die Risiken von Strahlen- und Chemotherapien wird hier u. a. auf die Artikel „Blutkrebs“ und „Brustkrebs“ verwiesen.

Wünschen Sie eine kostenlose Ersteinschätzung Ihres Falles?
Füllen Sie bitte unseren Patientenfragebogen aus, damit wir uns ein Bild machen können.