Verwachsungen (Adhäsionen)

Die MDK-Gemeinschaft hat im Jahr 2014 452 Behandlungsfehler im Bereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie festgestellt, worunter auch die Behandlungsfehler bei der operativen Durchtrennung von Verwachsungen im Bauchraum (Adhäsionen) fallen.

Arzt Untersuchung Patient Behandlungsfehler

Medizinische Indikation

Unter Adhäsionen versteht man Verwachsungen im Bauchraum, die nach 50 bis 100 Prozent aller bauchchirurgischen Operationen auftreten. Grundsätzlich ist zwischen angeborenen oder erworbenen Adhäsionen zu unterscheiden. Aber auch entzündliche Erkrankungen (wie Eierstock- und Eileiterentzündungen) oder gutartige Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) können Adhäsionen bedingen. Adhäsionen sind fehlgeleitete Wundheilungsprozesse infolge einer Verletzung des Bauchfells (Peritoneum) bzw. der inneren Organe. Das Bauchfell, das aus zwei Gewebeschichten besteht, kleidet den gesamten Bauchraum aus.

 

Als Bestandteil des Stützapparates der einzelnen Organe hat das Bauchfell folgende zentrale Funktionen:

 

  • die luftdichte Verschließung der Bauchhöhle,
  • die Gewährleistung der Verschiebbarkeit der einzelnen Organe,
  • die Aufnahme von Lymphflüssigkeit im Bauchraum zwecks Überführung in das Blutsystem und
  • die Unterstützung der immunologischen Abwehr.

 

Während eines chirurgischen Eingriffs lässt sich eine Verletzung des Bauchfells nicht vermeiden. Auch minimal-invasive Verfahren (Laparoskopie), mit denen prinzipiell weniger Gewebeverletzungen verbunden sind, verringern nicht zwangsläufig das Risiko der Adhäsionsbildung.

 

Adhäsionen können im Zeitraum von bis zu 5 Tagen nach einer Operation entstehen. Im weiteren Verlauf können die anfänglich dünnen Adhäsionen sich in dichte mit Blutgefäßen und Nerven versehene Gewebebänder verwandeln. Beispielsweise entstehen Adhäsionen im Dünndarmbereich relativ häufig nach Bauchoperationen, aber auch nach Entzündungen im Bauchraum (z. B. bei Blinddarm- oder Eierstockentzündungen). Zwischen den Darmschlingen entstehen Bindegewebsfäden und Verklebungen, welche die Beweglichkeit und Ausdehnbarkeit des Darmes deutlich beeinflussen können.

Mögliche Auslöser von Adhäsionen

 

  • Narbenbildungen nach vorangegangenen Operationen,
  • Verletzungen des Bauchfells während operativer Eingriffe,
  • Entzündungen im Bauchraum und/oder
  • eine chronische Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose)

Adhäsionen können gesundheitliche Schädigungen hervorrufen

 

Die Symptomatik bei Betroffenen mit Adhäsionen im Bauchraum reicht von chronischen Schmerzen im Unterbauch über Druck- oder Spannungsgefühl im Bauchraum bis hin zu Stuhlunregelmäßigkeiten und dauerhaften Blähungen. Diese Symptome müssen auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden, da ansonsten gravierende Schädigungen auftreten können, wie z. B.

 

  • Unfruchtbarkeit,
  • Darmverschluss,
  • Darmbruch, in dessen Folge sich eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung bilden kann,
  • chronische Bauchschmerzen und/oder
  • Verkrampfungen und Verspannungen der Rücken- und Beckenmuskulatur infolge der chronischen Schmerzen.

Operation

Adhäsionen können bei chronischer Symptomatik bzw. bei Diagnose von drohenden gesundheitlichen Schäden nur operativ behandelt werden. Aufgrund einer Vielzahl unspezifischer Symptome gestaltet sich die Diagnose von Adhäsionen als schwierig. Selbst bildgebende Verfahren wie Ultraschall- oder Röntgenaufnahmen bzw. eine spezielle Kernspintomografie liefern nicht immer einen eindeutigen Befund. Deshalb wird zur sicheren Diagnostik zumeist ein minimal-invasives Verfahren (Laproskopie) eingesetzt, bei dem eventuell vorliegende Adhäsionen durchtrennt (Adhäsiolyse) und – falls erforderlich – in den Adhäsionen bestehende Blutgefäße verödet werden. Die Erfolgsaussichten hängen vom individuellen Krankheitsbild des betroffenen Patienten ab. Denn auch hier besteht die Gefahr, dass sich nach der Operation erneut Verwachsungen bilden.

 

In jüngster Zeit werden nach einer Adhäsiolyse auch fallweise sogenannte flüssige bzw. feste Adhäsionsbarrieren in die Bauchhöhle eingebracht, die eine trennende Schicht zwischen dem Bauchfellüberzug, der Bauchwand und den Organen bilden und die Verwachsungsgefahr reduzieren sollen.

 

Generell existiert aber kein operatives Verfahren, um Adhäsionen gänzlich zu vermeiden – sie lassen sich lediglich durch sorgfältige und möglichst gewebeschonende Operationstechniken minimieren.

Risiken und Komplikationen / Überschrift 2. Ebene (H2)

Jenseits von lebensnotwendigen Operationen (z. B. Darmverschluss infolge von Verwachsungen) sollte der Risiko-Nutzen-Faktor hinsichtlich einer minimal-invasiven bzw. offenen Adhäsiolyse (z. B. zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Darmeinengung oder Unfruchtbarkeit) sorgfältig abgewogen werden.

 

Besonders hoch ist das Risiko einer Darmverletzung. Deshalb sollte vor einer Adhäsiolyse eine umfassende Anamnese erstellt sowie der Darm durch verschiedene Maßnahmen optimal chirurgisch vorbereitet werden. Dazu zählen ggf. Kernspintomografie, Kolonkontrasteinlauf, Koloskopie und eine gründliche Spülung.

 

Neben des hohen Risikos der Darmverletzung, können während oder nach einer Adhäsiolyse auch folgende Komplikationen auftreten:

 

  • (Nach-)Blutungen,
  • Nervenverletzungen,
  • erneute Verwachsungen,
  • Darmverschluss, der sich u. U. durch Austritt von Stuhl aus den Wunddrainagen bemerkbar macht,
  • Entzündungen, wie z. B. eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung (Peritonitis),
  • Wundheilungsstörungen,
  • Narbenbildungen,
  • Narbenbrüche und/oder
  • Verletzungen der Harnblase oder der Harnleiter, falls diese im Operationsgebiet liegen.

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