Kaiserschnitt

In Deutschland werden immer mehr Kinder per Kaiserschnitt entbunden, obwohl weniger als 2% der Schwangeren eine Schnittentbindung wünschen. Zwischen 2003 und 2012 stieg dementsprechend die Kaiserschnittrate von 25,5% auf 31,9% an, so dass zurzeit etwa 1/3 der Kinder mittels Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden (Statistisches Bundesamt).

Medizinische Indikation

Der Kaiserschnitt (auch Sectio Caesaria oder Schnittentbindung) ist eine operative Methode zur Entbindung eines Kindes. Dabei werden die Bauchdecke und die Gebärmutter der Mutter mittels Unterbauch-Querschnitt oder Längslaparotomie (Schnitt vom Bauchnabel zur Schambeinfuge entlang der Linea alba) geöffnet und der Fötus aus dem Leib der Mutter geholt.

 

Es wird zwischen primärer und sekundärer Sectio unterschieden. Laut den deutschen Kodierrichtlinien (1525j) werden primärer und sekundärer Kaiserschnitt wie folgt definiert:

 

Ein primärer Kaiserschnitt ist definiert als ein Kaiserschnitt, der als geplante Prozedur vor oder nach dem Einsetzen der Wehen durchgeführt wird; die Entscheidung zur Sectio wird dabei vor Einsetzen der Wehengetroffen.

 

Ein sekundärer Kaiserschnitt (inkl. Notfallkaiserschnitt) wird definiert als ein Kaiserschnitt, der aufgrund einer Notfallsituation oder des Geburtsverlaufs aus mütterlicher oder kindlicher Indikation (z.B. HELLP-Syndrom, Geburtsstillstand, fetaler Distress) erforderlich war, auch wenn dieser primär geplant war.

Ob ein Kaiserschnitt absolut (unbedingt) oder relativ (situationsabhängig) indiziert ist, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Eine absolute Indikation ist u. a. gegeben, wenn

 

  • das Kind in Querlage geboren werde müsste,
  • die Schwangere an Eklampsie (Krampfanfällen bei Schwangerschaftsbluthochdruck) oder am HELLP-Syndrom (besonders schwerer, akut verlaufender Schwangerschaftsbluthochdruck) leidet,
  • eine vorzeitige Plazentaablösung oder eine Uterusruptur (Gebärmutterriss) droht,
  • sich die Plazenta vor den Gebärmutterhals geschoben hat,
  • bei der Mutter Beckendeformitäten vorhanden sind,
  • ein Amnioinfektionssyndrom vorliegt (bakteriellen Infektion der Fruchthöhle) oder
  • eine Unterversorgung des Kindes während des Geburtsvorganges absehbar ist (z. B. durch eine abgeknickte Nabelschnur oder weil die Nabelschnur sich um den Hals des Kindes gewickelt hat).

 

Relativ indiziert ist eine Schnittentbindung, u. a. wenn

 

  • das Kind in Beckenendlage geboren werden müsste,
  • das Kind ein voraussichtliches Geburtsgewicht von über 4.500 gr. aufweist,
  • ein verlängerter Geburtsablauf oder Geburtsstillstand vorliegt,
  • sich die kindlichen Herztöne auffällig verändern,
  • mehr als ein Kind geboren wird oder
  • bei einer vorangegangen Geburt per Kaiserschnitt entbunden wurde.

Operation

Operationsvorbereitung

 

Bevor es zu dem chirurgischen Eingriff kommt, wird die Patientin vorbereitet: sie liegt mit leicht gespreizten, angewinkelten Beinen auf dem Operationstisch und wird – außer im (desinfizierten und von Haaren befreiten) Operationsbereich – mit sterilen Tüchern abgedeckt. Aus hygienischen Gründen wird ein Tuch zwischen dem Operationsbereich und ihrem Kopf gespannt. Vor dem Eingriff legt der Arzt einen Blasenkatheter.

Narkoseverfahren

 

Abhängig davon, ob es zur Durchführung eines geplanten Kaiserschnittes oder eines Notkaiserschnittes kommt, wird die Art der Betäubung gewählt.

 

Spinal- und Peridualanästhesie

 

In der Regel werden Kaiserschnitte mittels Regionalanästhesie (örtlicher Betäubung) durchgeführt. Hier stehen zwei verschiedene Methoden zur Verfügung, die die Rückenmarksnerven lähmen – die Spinal- oder die Periduralanästhesie. Diese Methoden werden u. a. deshalb bevorzugt, weil

 

  • sie schonender für das Kind sind (die Betäubungsmittel gelangen nicht in den Blutkreislauf der Mutter und damit nicht ins kindliche Blut) und
  • die Mutter die Geburt des Kindes bewusst erleben und es gleich nach der Entbindung in den Arm nehmen kann.

 

Vollnarkose

 

Eine Vollnarkose wird immer in Notfallsituationen angewandt. Da hier das Betäubungsmittel über den Mutterkuchen auch in den kindlichen Blutkreislauf gelangen kann, wird die Narkosezeit so kurz wie möglich gehalten.

Operationstechniken

 

„Klassische“ Methode

 

Der Arzt öffnet den Bauchraum der Schwangeren mittels eines 8-12 cm langen Schnittes (Pfannenstiel-Schnitt) oberhalb der Schambeinfuge und legt die Gebärmutter frei. Anschließend öffnet er die Gebärmutter und holt das Kind heraus. Die Nabelschnur wird durchtrennt, das Neugeborene gesäubert, in Warme Tücher gewickelt und anschließend den Eltern übergeben. Der Arzt entfernt gleichzeitig die Plazenta und näht Gebärmutter und Bauch Schicht für Schicht zusammen.

 

Misgav-Ladach-Technik (oder auch „sanfter Kaiserschnitt“)

 

Im Gegensatz zur klassischen Methode werden nach Öffnung des Bauchraumes mittels Pfannenstiel-Schnitt die anderen Gewebeschichten durch Dehnen und Reißen (und nicht durch Schneiden) geöffnet. Folgende Vorzüge hat diese Methode gegenüber der klassischen Variante:

 

  • durch das Aufdehnen wird weniger Gewebe verletzt,
  • die Entbundene verliert weniger Blut,
  • die Entbundene hat nach der OP weniger Schmerzen,
  • der Krankenhausaufenthalt wird dadurch kürzer und
  • insgesamt kann das Kind schneller entbunden werden.

Risiken und Komplikationen

Neben den allgemeinen Risiken und Komplikationen einer jeden Operation und den für einen Kaiserschnitt spezifischen Risiken können sich auch solche Risiken und Komplikationen verwirklichen, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang zur Operation stehen.

 

Risiken, die sich bei der Mutter in unmittelbaren Zusammenhang mit der Operation verwirklichen können, sind

 

  • Wundheilungsstörungen,
  • Infektionen,
  • Verwachsungen,
  • Darmverschluss,
  • Narbenbruch, -wucherung oder -schrumpfung,
  • Thrombose,
  • Verletzungen benachbarter Organe, Strukturen oder größerer Blutgefäße,
  • Lungenembolie,
  • Blutungskomplikationen,
  • hoher Blutverlust durch ungenügende Kontraktion der Gebärmutter (Atonie),
  • Fistelbildung zwischen Harnwegen bzw. Darm und Scheide bzw. Gebärmutter,
  • Narbenendometriose (kann entstehen, wenn Gebärmutterschleimhaut in den operativen Zugangsweg gelangt),
  • Harnblasenentzündung bzw. Blasenentleerungsstörung aufgrund des gelegten Blasenkatheters und
  • einem erhöhten Risiko der Gebärmutterentfernung.

 

Bei dem Kind kann es während der Entbindung u. a. zu Verletzungen, wie Schürfungen, Brüchen, Schnitten oder Abdrücken von Saugglocke oder Zange, kommen.

 

Komplikationen, die nach der Entbindung auftreten können, sind

 

  • Bindungsstörungen, z. B. aufgrund ungenügender Bondingphase,
  • Stillprobleme, z. B. aufgrund gestörter Rückbildung der Gebärmutter und später einsetzenden Milcheinschusses,
  • Anpassungsstörungen beim Kind, z. B. Probleme beim Atmen oder eine anfänglich unnatürliche Darmflora, und/oder
  • ein Geburtsschock bzw. eine posttraumatische Belastungsstörung bei der Mutter, was zu einer extremen Angst vor erneuten Schwangerschaften führen kann.

 

Der Kaiserschnitt birgt zudem Risiken für eventuelle Folge-Schwangerschaften bzw. auf den Kaiserschnitt folgende anderweitige Operationen. Das Risiko einer Fehllage oder von Verwachsungen der Plazenta, einer Eileiterschwangerschaft, einer Tot- oder Frühgeburt, von Plazentaeinnistungsstörungen und/oder eines Gebärmutterrisses – vor allem an der alten Narbe – ist erhöht.

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