Handgelenkfraktur

Nach Angaben der MDK-Gemeinschaft werden mehr als 40% der Behandlungen, die im Rahmen von Brüchen im Bereich des Handgelenkes und der Hand (nach ICD-Diagnose-Schlüssel S62) stattfinden, fehlerhaft durchgeführt. Und die Fehlerquote steigt noch an – zwischen 2014 und 2015 von ca. 42% auf 43%.

Handgelenkfraktur, Handgelenkbruch, distale Radiusfraktur

Medizinische Indikation

Als Handgelenkbruch (auch Handgelenkfraktur oder distale Radiusfraktur) bezeichnet man einen handgelenknahen Bruch der Speiche (Radius). Der Handgelenkbruch ist eine der häufigsten Formen des Knochenbruchs, den Erwachsene erleiden können.

 

Bei Kindern, bei denen die Knochen noch eine hohe Elastizität aufweisen, spricht man von einer Grünholzfraktur. Hierbei handelt es sich um einen unvollständigen Bruch, bei dem Teile der Außenschicht des Knochens (Kortikalis) keine Schädigung erlitten haben.

 

In den meisten Fällen werden Handgelenkfrakturen durch Stürzen verursacht. Die Hauptlast beim Sturz wird von der Hand auf den Radius übertragen. Passiert der Sturz mit ausgestrecktem Handgelenk, wird die Radiusfraktur als Colles-Fraktur bezeichnet. Bei einem Sturz mit gebeugtem Handgelenk spricht man von einer Smith-Fraktur.

 

Bei jüngere Menschen tritt eine Fraktur des Handgelenks meist im Zusammenhang mit einem Sturz bei der Ausübung von Sportarten, wie Fußball, Handball, Skilaufen, Skatboardfahren oder Snowboarden, auf. Ältere Menschen erleiden Handgelenkbrüche dagegen eher bei Stürzen durch Stolpern und Gangunsicherheit.

Behandlung und Therapie

Im ersten Schritt wird das Handgelenk vorsichtig abgetastet und im Hinblick auf Druckschmerzen, Schürfwunden oder Hämatome (Blutergüsse) untersucht. In weiterer Folge überprüft der behandelnde Arzt die Durchblutung der Hand und die Funktion der Hand- und Fingergelenke. Zur Sicherung der Diagnose wird eine Röntgenaufnahme des Handgelenks in zwei Ebenen erstellt – ein Standardverfahren zur Abklärung einer Radiusfraktur.

 

Eine konservative Behandlung kommt in der Regel in Frage, wenn an dem Bruch keine Gelenkflächen beteiligt sind und der Bruch nicht oder nur geringfügig verschoben ist. Auch eine Grünholzfraktur bei Heranwachsenden wird in der Regel konservativ behandelt. Für bis zu 6 Wochen müssen die Betroffenen dann einen Gipsverband tragen.

Operation

Ein komplizierter Handgelenkbruch muss in jedem Fall operativ behandelt werden. Eine Operation kann indiziert sein, wenn folgende Konstellationen auftreten:

 

  • offene Fraktur, bei der Bruchenden durch die Haut treten (offene Wunde),
  • zu starke Verschiebung der Bruchenden (Dislokation),
  • Trümmerfraktur,
  • Beteiligung der Gelenkfläche,
  • Beteiligung des Handgelenks,
  • Weichteil-, Nerven- oder Gefäßschaden,
  • Schäden an den benachbarten Bändern,
  • Fraktur bei bestehender Osteoporose.

 

Abhängig von der Diagnose stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung. Der Eingriff erfolgt zumeist unter Vollnarkose, aber nach Ermessen des Arztes ist auch eine örtliche Betäubung möglich (Regionalanästhesie/Plexusanästhesie).

 

Unabhängig von der Operationstechnik müssen die gebrochenen Knochenstücke wieder in die richtige Stellung gebracht (manuelle Reposition) und fixiert werden. Mit welcher Methode die Fixierung vorgenommen wird, hängt von der Art des Bruchs ab.

Die folgenden Operationsmethoden stehen bei der Reposition zur Verfügung:

 

Drahtfixierung: Bei gering verschobenen Frakturen ohne Gelenkbeteiligung wird der Bruchspalt mit kleinen Drähten fixiert, die über Hautschnitte in die Speiche gebohrt und verankert werden. Diese Technik findet eher bei jüngeren Patienten Anwendung. Es besteht hierbei die Gefahr einer sekundären Verschiebung.

 

Schraubenosteosynthese: Wenn neben der Speichenfraktur auch der Griffelfortsatz der Speiche abgebrochen ist, werden zur Fixierung meist Schrauben eingesetzt.

 

Plattenosteosynthese: Bei Beteiligung einer Gelenkfläche oder erneuter Verschiebung nach einem erfolgten operativen Eingriff wird zumeist eine Metallplatte zur Fixierung implantiert. Nach Korrektur der Fraktur wird eine Metallplatte auf dem Knochen angebracht, die auf beiden Seiten der Bruchlinie mit Schrauben fixiert wird.

 

Externer Fixateur: Bei mehr als zwei Bruchstücken bzw. bei einem Trümmerbruch kommt meist ein externer Fixateur zum Einsatz. Hierfür werden beispielsweise zwei Metallstifte in die Speiche oberhalb des Handgelenks und zwei in den zweiten Mittelhandknochen eingesetzt, die dann außerhalb des Körpers mittels Stangen verstrebt werden. Auf die Art und Weise lassen sich die Bruchstücke von außen in der korrekten Position fixieren.

Risiken und Komplikationen

Bei einer Operation im Zusammenhang mit einer Radiusfraktur können sich sowohl allgemein mit Operationen in Verbindung stehende Risiken als auch spezielle Risiken verwirklichen.

Allgemeine Risiken

 

  • Nachblutung,
  • Hämatombildung,
  • Wundinfektion,
  • Verletzungen von Nerven und Blutgefäßen,
  • Thrombose mit der Gefahr der Lungenembolie

Spezielle Risiken

 

  • Infektionen des Gelenks bei offenen Brüchen,
  • Schädigung der Sehnen durch Platten und Schrauben,
  • eingeschränkte Beweglichkeit des Handgelenks und der Finger,
  • Kraftminderung des Handgelenks und der Finger,
  • Fehlstellungen des Handgelenks,
  • Deformitäten,
  • Einsteifung des Gelenks,
  • Bewegungs- und/oder Gefühlsstörungen bei Nervenverletzungen,
  • Durchblutungsstörungen bei Gefäßverletzungen,
  • Pseudarthrose (Falschgelenkbildung),
  • Karpaltunnel-Syndrom,
  • Infektion des Knochens (Osteomyelitis),
  • chronische Schmerzen,
  • komplexes regionales Schmerzsyndrom (Complex Regional Pain Syndrome = CRPS, Morbus Sudeck genannt)

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