Zahnentfernung (Zahnextraktion)

Im Jahr 2014 hat die MDK-Gemeinschaft im Bereich der Zahnmedizin 1.419 Behandlungsfehlervorwürfe untersucht und darunter 476 Behandlungsfehler bestätigt. 67 Fehler sind im Zusammenhang mit der Extraktion von Zähnen (OPS-Schlüssel 5-230) aufgetreten.

Medizinische Indikation

Generell versuchen Zahnärzte, alle Zähne möglichst lange mit entsprechenden therapeutischen Maßnahmen zu erhalten. Lässt sich ein Zahn aber – beispielsweise mittels Zahnfüllung, Krone oder Brücke – nicht mehr retten, ist in den meisten Fällen die Extraktion (Entfernung) des betroffenen Zahns indiziert. In der Zahnmedizin gehört die meist unter örtlicher Betäubung stattfindende Entfernung von Weisheitszähnen zu den am häufigsten durchgeführten operativen Eingriffen. Meistens werden Zähne entfernt, wenn

 

  • sie stark kariös und nicht mehr sanierbar sind,
  • sie infolge von Parodontitis stark gelockert sind,
  • es zu Zahnfrakturen, wie z. B. Wurzellängsbrüchen (der Zahn ist längs gebrochen) oder Wurzelquerbrüchen (der Zahn ist quer gebrochen), gekommen ist,
  • sie im Bruchspalt einer Kieferfraktur liegen,
  • sie eine erkrankte und auch in einer Wurzelkanalbehandlung unzugängliche Pulpa (Zahnmark) aufweisen,
  • sie infolge eines Kieferbruches beschädigt wurden und/oder
  • ein Tumor, eine Entzündung oder kieferchirurgische Probleme, wie z. B. fehlstehende oder nicht vollständig durchgebrochene Weisheitszähne, vorliegen.

Operation

In der Regel werden betroffene Zähne unter lokaler Anästhesie extrahiert. Falls mehrere Zähne operativ entfernt werden müssen, wird unter Umständen der Eingriff unter Vollnarkose vorgenommen. Abhängig von der Position und der Beschaffenheit des Zahns kommen unterschiedliche Zangen bzw. Extraktionshebel zum Einsatz, um den Zahn aus dem sogenannten Zahnfach (Alveole) mit Hebel- und Luxationsbewegungen zu extrahieren. Hierbei ist es wichtig, dass der Zahnarzt mit den Fingern der freien Hand den Knochen entsprechend abstützt, um eine Zersplitterung der Alveolenwände zu verhindern.

 

Bei der Zahnentfernung kommen verschiedene Zangentypen zum Einsatz:

 

  • Molarenzangen (zur Entfernung mehrwurzeliger Zähne im hinteren Bereich des Kiefers),
  • Weisheitszangen,
  • Prämolarenzangen (zur Entfernung der hinter den Eckzähnen gelegenen kleineren Backenzähne),
  • Frontzahnzangen und
  • spezielle Wurzelzangen.

 

Nach der Extraktion des Zahnes nimmt der Zahnarzt zunächst eine Reinigung des Zahnfachs vor und drückt dann die Alveolenwände wieder zusammen. In den meisten Fällen reicht die Auflage eines sterilen Tupfers aus, um die Blutung zu stoppen. Das sich dabei bildende Blutgerinnsel (Koagulum) fungiert als Wundverband. Bei stärkerer Blutung bzw. größeren Wunden werden die Wundränder mit chirurgischen Nähten angepasst.

Risiken und Komplikationen

Zahnextraktionen können zu einer Vielzahl von Komplikationen führen. Es können z. B.

 

  • Verletzung von Nerven, insbesondere des N. lingualis und des N. alveolaris inferior mit einhergehenden Empfindungs- und Geschmacksstörungen,
  • Nachblutungen,
  • Ödeme (Schwellungen),
  • Hämatome (Blutergüsse), insbesondere bei Blutgerinnungsstörungen,
  • Infektionen,
  • eine chronische Entzündung infolge verbleibender Wurzelreste in der Alveole,
  • Wundheilungsstörungen infolge des vorzeitigen Zerfalls des Koagulums,
  • Verletzung des Kieferknochens,
  • Unterkieferfraktur Alveolarfortsatzfraktur (Bruch des zahntragenden Anteils eines Kiefers),
  • Beschädigungen der Nachbarzähne,
  • Luxation eines Zahnes oder Zahnfragments in die Kieferhöhle oder in (benachbarte) Weichteile,
  • Wurzelfraktur infolge von Wurzelverdickungen bzw. gespreizten oder stark gekrümmten Wurzeln,
  • Mund-Antrum-Verbindung (MAV): Eröffnung der Kieferhöhle bei der Entfernung von oberen Seitenzähnen,
  • Verschlucken von Zähnen oder abgebrochenen Zahnteilen und/oder
  • Weichgewebsentzündungen

 

auftreten.

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