Behandlungsfehler: Dritthäufigste Todesursache in den USA

Berlin. Wie das Britisch Medical Journal (BMJ) in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, sollen nach einer Untersuchung der John Hopkins School of Medicine, Baltimore, ärztliche Behandlungsfehler die dritthäufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten darstellen.

Die Untersuchung von Prof. Martin A. Makary weist darauf hin, dass die aktuellen statistischen Erhebungen in den USA zur Ermittlung der häufigsten Todesursachen durch das amerikanische Zentrum zur Seuchenbekämpfung und –Prävention gerade ärztliche Behandlungsfehler unberücksichtigt lassen. Dies liege vor allem daran, dass medizinische Todesursachen im Rahmen der ICD- Codierung (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) klassifiziert werden. Todesursachen, welche sich jedoch nicht in der ICD – Codierung wiederfänden, wie etwa Behandlungsfehler durch menschliches oder Systemversagen, würden nicht erfasst. Auch Deutschland nutzt die ICD-10 Codierung der WHO zur Erfassung der Todesursachenstatistik (Mortalitätsstatistik).

 

Konservative Schätzungen gehen von 251.000 Todesfällen in den USA aus

 

Nach konservativen Schätzungen, so die Wissenschaftler, liege die Anzahl der tödlichen Behandlungsfehler in den Vereinigten Staaten bei 251.000 pro Jahr, andere Quellen vermuten sogar bis zu 400.000 Todesfälle durch ärztliche Behandlungsfehler. Damit wäre der Bereich Behandlungsfehler (Medical Errors) neben Herz-Kreislauf (1.) mit 611.000 Todesfällen und Krebserkrankungen (2.) mit 585.000 Todesfällen im Jahr 2013 in den Vereinigten Staaten die dritthäufigste Todesursache.

 

Lassen sich die Zahlen auf Deutschland übertragen?

 

Inwiefern sich die Daten auf Deutschland übertragen lassen, lässt sich aufgrund fehlender Untersuchungen und Statistiken kaum beantworten. Fakt ist jedoch: Nach Erhebungen der AOK (AOK Krankenhausreport 2014) sollen etwa 19.000 Todesfälle – nur in Krankenhäusern – auf Behandlungsfehler der Ärzteschaft zurückzuführen sein. Auch in Deutschland führen nach der Darstellung des Statistischen Bundesamtes (2014) Herz-Kreislauferkrankungen mit 338.046 Fällen und Krebsleiden mit 223.758 Fällen die Liste der häufigsten Todesursachen an. Angesichts vergleichbarer medizinischer Standards in Deutschland und den USA und identischer Ermittlungen der Todesursachen über die ICD-10 WHO Codierung muss man fast annehmen, dass die Zahl tödlicher Behandlungsfehler in Deutschland erheblich höher liegt, als bislang bekannt.

 

Quellen

Britisch Medical Journal (BMJ, 2016;353:i2139)

Statistisches Bundesamt

AOK Krankenhausreport 2014